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Technisches zum Kleinzinnguss
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Die Technik des Zinnfigurengusses ist in der Geschichte vielen Wandlungen unterworfen gewesen. Es hatte sich sowohl die Anlage der Form, also die Lage und Größe von Windpfeifen, Gußkanälen usw. . geändert, als auch die Oberflächenbeschichtungen und Legierungen.

Geblieben ist das Grundprinzip für die meisten Formen:
In Schieferplatten wird das Negativ der Figur eingearbeitet. Die Platten selbst werden durch Haftkerne (Zapfen) gegeneinander fixiert. Vor dem Guß wird die Form mit einer Oberflächenbeschichtung versehen und vorgewärmt. Dann erfolgt der Guß mit einer Zinnlegierung. Sofort nach dem Guß wird noch flüssiges Material im Gußkanal zurückgenommen und die nun schon erstarrte Figur entnommen.
Form

Dieser Prozeß erfordert, vor allem bei vielen musealen Formen, Erfahrung und Einfühlungsvermögen. Diese Erfahrungen sind heute selten geworden. Auch vom Wandel in der Technik wissen die wenigsten Gießer. Die Unwissenheit mancher "Gießer" führt dann bei musealen Formen Verunstaltungen wie den hier gezeigten:

Krausemarktstände
Abgüsse von Formen der Fa. Krause in Gotha für den Kulturbund der DDR aus den 70ger Jahren des 20.Jh.
Offenbar war es dem Gießer des linken Marktstandes nicht möglich die Fußbretter auszugießen und er hat dieses sehr ungeschickt dicker und größer gemacht. Der Marktstand rechts wurde von jemand anderem gegossen und zeigt das unveränderte Fußbrett. Leider wurden viele Formen verunstaltet.
Vergleich
Der Originalabguß mit einfacher Bemalung und schlechter Legierung zeigt dass mit diesen Formen eine Massenproduktion problemlos möglich war!
Neben dem Fußbrett wurde auch noch der Helm verstärkt!

Noch tückischer ist die Veränderung von Gußkanälen und Luftkanälen. Diese Manipulationen verschlechtern eher die Gießbarkeit als das sie diese verbessern! Vor allem: das Original ist beschädigt und die Informationsgehalt der Form verwischt.

Leider sind solche Beschädigungen keine Einzelfälle geblieben.
Museen sind deshalb nicht ohne Grund mißtrauisch gegenüber der Sammlergemeinde geworden.


Auf einige
Besonderheiten, die bei der Bearbeitung alter Zinngussformen
aus Schiefer wichtig sind, möchte ich hier noch aufmerksam machen:

*Unberührte Formen sind oft defekt und zeigen vielleicht noch Reste originaler Oberflächenbeschichtung. Diese werden meistens Bolus (rot) oder Ruß repräsentieren oder auch Kombinationen aus beiden Beschichtungen wie bei der Fa. Geelhaar zeigen.
Diese Informationen gehen bei der Säuberung zum Neuguß verloren und sollten vorher festgehalten werden.
*Unberührte Formen haben neben eingravierten oder aufgeklebten Formennummern
manchmal auch Bleistiftnummern auf der Innenseite. Das sind Mengenangaben für den Guß.
Manchmal hat nur der Offizier eine Bleistiftnummer. Lassen Sie sich von den kleinen Zahlen kleiner Firmen nicht täuschen. Die Anweisung 20 Offiziere zu gießen heißt meistens auch den Guß von 500 Mannschaften!
*Alte Formen können regelrecht krumm sein!
Bei kühler Lagerung bilden die Zapfen und Dübel (alte Flicken aus Zinn) sogen. Zinnpest.
Diese Umwandlung der Metallkristalle in ein Pulver ist mit einer Volumenvergrößerung verbunden. Je nach Schieferqualität entstehen hier Brüche oder bei zähem Schiefer "Hügel" in der Oberfläche.
*In den Formenbeständen gibt es oft auch unvollendete Formen bei denen z.B. das Fußbrett noch fehlt. Ist das eine sächsische Besonderheit?
Sind Formen mit drei Zapfen wirklich eine Hannoversche Besonderheit ? (üblich sind zwei Zapfen)
Technische Details sind interessant und weitgehend unerforscht.
*Manche Nummern auf den Formen bezeichnen die Figurengröße (Nr 1 ca. 8 cm Augenhöhe, Nr.4 ca 4 cm Augenhöhe, Rittergröße 1 = Übergroß, Rittergröße 2 wie Soldatengröße 1)
Dieses System ist bisher nur für Berlin / Potsdam und Bernburg belegt.

Grober Überblick über die Entwicklung der Formenanlage
relative Chronologie
1. 18. und frühes 19.Jh. *kurzer voluminöser Gußkanal, keine gebohrten Windpfeifen,
*schlecht laufende Teile der Kontur werden verstärkt und/oder mit geraden Zuflüssen vom Gußkanal oder anderen Teilen der Kontur verbunden.
*Zuweilen kommen sogen. Steiger vor.

1.a 1.H.19.Jh. *Eine Vielzahl von weiteren Techniken werden ausprobiert.
(deshalb hier nicht abgebildet)
2. und 3. Mitte 19. Jh. *Die abgebildeten Techniken setzen sich durch.
4. Ende 19.Jh. *Kleine Figurentypen werden möglichchst unauffällig miteinander verbunden. Der Zufluss wird oft von einer Figur in die nächste Figur geleitet.
5. und 6. um 1900 *Die Figuren werden über das Fußbrett miteinander verbunden.
*Diese Verbindung geschieht zunächst über die Fläche der Fußbretter, später jedoch über eine spezielle "Fußleiste"
7. Sammlerformen
seit den 20ger Jahren des 20.Jh.
*Sofern nicht von den aus der Spielzeugindustrie kommenden Graveuren geschaffen, haben selbsthergestellte Formen aus Sammlerkreisen oft sehr viel mehr Luftkanäle als Formen aus der Spielzeugindustrie.
Oft erhalte ich Fotos von alten Zinnfigurenformen, bei denen wichtigen Informationen "unterschalgen" wurden.
Die meisten Fotos sind für eine wissenschaftliche Auswertung nicht brauchbar weil scheinbar unbedeutendes verborgen blieb.
Liebe Kuratoren, Museumsfachleute, Hobbyfotografen und Sammlerfreunde, beachten Sie bei der Dokumentation bitte einige Regeln. Es bleibt bei drei bis vier Fotos je Form.

Download: Formen.dokumentieren.pdf




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